Ein selbstbestimmtes Leben ohne Zwänge und von außen vorgegebene Konventionen. Im Einklang mit der Natur und sich selbst, um sich herum nur die Menschen, die man liebt. Diesen Traum von Freiheit haben wohl viele Menschen. Doch ihn wahr zu machen, das trauen sich nur die wenigsten. Thor und Maria Braarvig aus Dortmund haben das Abenteuer Weltreise gewagt – und zwar gemeinsam mit ihren vier Kindern. Getrieben vom Gedanken, dass wahres Glück in den einfachen Dingen zu finden ist, ließen sie alles – Haus, Freunde, Arbeit – hinter sich. Sie lebten ein Jahr ohne viel Geld in Asien, Australien und Neuseeland. Wir haben mit dem Familienvater gesprochen und schnell gemerkt: Gerade für eine Weltreise mit Kindern gibt es viele gute Gründe.

Reisen erweitert den Horizont von Groß und Klein

Eines steht für alle Reisebegeisterten fest: Wer unterwegs unterschiedliche Kulturen und Lebensweisen kennenlernen darf, der vergrößert seinen Erfahrungsschatz. Auf Reisen, die weniger geplant und mehr von Spontanität geprägt sind, wächst manch einer gar über sich hinaus. Es gilt, schwierige Situationen zu meistern, auf Unvorhergesehenes zu reagieren und gemeinsam eine Lösung zu finden. Und natürlich, sich mit Händen und Füßen zu verständigen und Vertrauen in andere Menschen zu lernen. Weit weg vom Alltag stellen Weltreisende viele Dinge in Frage und sehen einiges aus einer neuen Perspektive. Besonders Kinder können auf einer Weltreise wertvolle Erfahrungen sammeln. Weltenbummler Braarvig erzählt: „Für uns war es das Schönste zu sehen, wie unsere Kinder von Tag zu Tag selbstbewusster und weltoffener wurden. Sie lernten begeistert Englisch und gingen ganz selbstverständlich auf Leute zu. Wir wollten unseren Kindern vermitteln, dass es wichtig ist, nicht blind auf die Erzählungen anderer zu vertrauen. Und die oft negativen Nachrichten über bestimmte Länder in den Medien nicht einfach hinzunehmen, sondern sich selbst ein Bild zu machen.“

Zwei Kinder der Familie trinken aus einer exotischen Frucht auf Weltreise.

Weltreise mit Kindern: Nicht zu viel planen, einfach machen

Viele Menschen trauen sich auf Reisen, besonders im Familienurlaub, nicht, das Bekannte und Vertraute loszulassen. Wenn schon in die Fremde reisen, dann doch bitte mit fest geplanter Route, exklusiven Unterkünften und garantierter medizinischer Versorgung, oder? Weit gefehlt – die Eltern von vier Kindern finden: So schränken Reisende sich ja bereits ein. Für die beiden ist das größte Glück – und gleichfalls natürlich die größte Herausforderung – die Spontanität auf Reisen. Den Tipp eines Weggefährten beherzigen, einer spontanen Einladung folgen, den Reiseverlauf immer wieder umwerfen und neu planen. Jeden einzelnen Tag auskosten – und dann schauen, wie es weitergeht. Einfach mal darauf vertrauen, dass schon alles klappen wird. „Die größten Abenteuer und schönsten Momente wären nicht entstanden, wären wir nicht spontan gereist. Klar ist es einfacher und auch bequemer, wenn alles in geplanten Bahnen läuft – aber manchmal muss man einfach seine Komfortzone verlassen, um über sich hinauszuwachsen und dann zu staunen, was man eigentlich alles schafft.“.

Weniger ist mehr: Eine Weltreise mit Kindern muss nicht viel kosten

In Tasmanien lebte Familie Braarvig zwei Monate lang auf der Ranch der Tante, die ein Selbstversorger-Dasein führt. In einem einfachen, 35 Quadratmeter großen Schuppen mit Plumpsklo draußen und nur einer Dusche. Die sechsköpfige Familie teilte sich ein Schlafzimmer und hatte viel Zeit sowohl zum Reden als auch zum Nachdenken. Die Kinder tobten sich den ganzen Tag unbeschwert in der weiten Natur aus, fütterten Enten, Hühner und Pferde – und entwickelten ein Verständnis für den Kreislauf der Natur, von dem auch sie ein Teil sind. Noch einfacher lebte die Familie auf der Südinsel Neuseelands: Die Nächte verbrachten sie in einem Zelt, gewaschen wurde sich in kalten Bergflüssen.

Zwei Kinder einer Familie in einer bergigen Landschaft auf ihrer Weltreise.

Die Familie findet: „Weniger Besitz, dafür mehr Zeit. Diese Gleichung ist für uns voll aufgegangen. Wenn du nach einer verdammt kalten Nacht auf dem Campingplatz irgendwo in Neuseelands großartiger Natur morgens den ersten Schluck Kaffee trinkst und die gerade aufgehende Sonne beginnt, dich zu wärmen – dann überkommt dich ein unbeschreibliches Glücksgefühl und du kapierst, dass es die Kleinigkeiten des Lebens sind, auf die es ankommt.“

Das perfekte Ende eines unvergesslichen Abenteuers

Der Familienvater hat von der Weltreise mit seiner Familie unzählige Geschichten mitgebracht: Über die Ärzte in Thailand, die in sehr schlichten Praxen, aber mit sehr viel Wissen den Zeckenbiss seiner Tochter heilten. Die vielen unterschiedlichen Speisen, die sie probierten, die unglaublich schöne Natur in Neuseeland und Australien sowie die vielen Menschen, die sie kennenlernten. Wer mehr über die Abenteuer der Familie erfahren möchte, kann sich den Film anschauen, der aus ihren Erlebnissen entstanden ist – und dabei vielleicht schon die eigene Weltreise planen. Denn in dieses Abenteuer können sich natürlich nicht nur Familien mit Kindern stürzen. Auch für Alleinreisende, Paare oder Freunde ist eine Weltreise ein unvergessliches Erlebnis.

Die Familie am Strand in Thailand mit ihren Kindern auf ihrer Weltreise.

Für Familie Braarvig fand ihre Reise übrigens ein perfektes Ende – sie lebt heute auf einem Bauernhof in Norwegen. Der liegt genau weit genug weg von der Zivilisation, um Ruhe und Platz zum Toben zu haben, aber doch nah genug an Schule und Spielkameraden für die Kinder. Braarvig findet: „Es ist ein Zwischending, welches die westliche, geplante Lebensart mit allen ihren Vorteilen mit unserem neu gewonnenen, freien Leben perfekt zusammenbringt. Wir haben unseren Platz im Leben gefunden.“

Letzte Aktualisierung: 30.04.2021