Erdbeben und Überflutungen, Wassermangel und die schlimmsten Dürren seit Jahrhunderten: Der Klimawandel und seine Folgen für Menschen, Tiere und Umwelt rücken die Begriffe des nachhaltigen Tourismus – auch sanfter Tourismus genannt – und Green Travel verstärkt in den Fokus. Doch was bedeutet es eigentlich, nachhaltig zu reisen? Sanfter Tourismus hat es sich zum Ziel gemacht, Urlauber die Natur und Kultur des bereisten Landes möglichst intensiv und unverfälscht erleben zu lassen, ohne dabei Umwelt und Einheimischen zu schaden. Daher gilt: Wer sich schon im Vorfeld Gedanken darüber macht, wie nachhaltig gereist wird, kann ganz entspannt und mit gutem Gewissen in den wohlverdienten Urlaub starten. Wir geben Empfehlungen, wie eine Reise schon mit einfachen Maßnahmen so geplant werden kann, dass alle Beteiligten von ihr profitieren – hier kommen 10 Tipps für nachhaltiges Reisen.

Nachhaltiges Reisen beginnt mit der Reiseplanung

1. Das passende Reiseland wählen – Ziele für nachhaltigen Tourismus

Schon bei der Auswahl des Ziellandes können Reisende einen Unterschied machen. Manche Länder dieser Erde setzen sich zum Beispiel besonders für den Umweltschutz ein. So hat Namibia den Naturschutz sogar im Grundgesetz verankert und das Klimavorbild Costa Rica das ehrgeizige Ziel, ein klimaneutrales Land zu werden. In anderen Ländern wiederum erhalten die oft einzigartige Natur- und Tierwelt durch Besucher eine Bedeutung – erst der Tourismus macht den Erhalt von Flora und Fauna erstrebenswert. Ein Beispiel hierfür ist Borneo. Die drittgrößte Insel der Welt ist reich an Erdgas und -öl sowie Palmöl. Für den wirtschaftlichen Erfolg müssen Flora und Fauna weichen. Je mehr Profit der Tourismus einbringt, desto eher kann der Raubbau an der Natur gestoppt und somit die Heimat der Orang-Utans geschützt werden.

Bei Fernreisen mit dem Flugzeug können Sie auch versuchen möglichst nachhaltig zu reisen.

2. Ausgeglichen reisen – CO²-Emissionen des Fluges kompensieren

Ein Langstreckenflug vergrößert den persönlichen ökologischen Jahres-Fußabdruck deutlich. Um wegen des schlechten Gewissens nicht komplett auf weite Reisen verzichten zu müssen, bieten Organisationen wie atmosfair, myclimate oder greenmiles sogenannte CO²-Kompensationen an. Wer hierüber Geld in ein Klimaschutzprojekt investiert, kann so die schädlichen CO²-Emissionen des Fluges ausgleichen. Atmosfair baut beispielsweise Biomassekraftwerke in Indien und finanziert Brennholzkocher in Nigeria, um der Abholzung und der damit einhergehenden Versteppung entgegenzuwirken.

Nachhaltig reisen von der Unterkunft bis zu den Ausflügen

3. Ein umweltfreundliches Hotel wählen – Auch Unterkünfte können nachhaltig sein 

Auch Unterkünfte können nachhaltig sein. Eco Lodges werden oftmals aus natürlichen, lokalen Ressourcen erbaut und sparen dank ausgeklügelter Systeme Wasser und Strom ein. Ob Elektrofahrzeuge für eine Safari in Botswana, Wiederaufbereitung von Regen- und Abwasser, ein eigener Landwirtschaftsbetrieb vor Ort zur Erzeugung der Lebensmittel, die Kompostierung von Essensresten oder der Verzicht auf chemische Reinigungsmittel: Ausgewählte Unterkünfte gehen auf vielfältige kreative Weise an einen nachhaltigen Tourismus heran. Wer umweltbewusst reisen möchte, sollte also nicht nur das Reiseland mit Bedacht wählen, sondern sich auch über nachhaltige Unterkünfte informieren.

4. Aktivitäten vor Ort sorgsam planen – Vom Wissen nachhaltiger Reiseveranstalter profitieren

Auch vor Ort sollten Reisende darauf achten, mit ihren Aktivitäten nicht die Natur zu belasten und bei Ausflügen lokale Anbieter zu unterstützen. Bei der Urlaubsplanung die Unterstützung eines nachhaltigen Reiseveranstalters in Anspruch zu nehmen, hat daher viele Vorteile. Die Reiseexperten wissen genau, welche Hotels wirklich umweltfreundlich sind, welche Geheimtipps vor Ort noch nicht überlaufen sind und welche Touren-Anbieten Urlauber besser meiden sollten. So können Reisende mit dem Besuch einer Auffangstation für verwaiste Tiere oder eines nachhaltigen Nationalparks die Menschen und Tiere vor Ort zum Beispiel deutlich besser unterstützen als mit dem Besuch eines kommerzialisierten Aquariums oder Zoos. Ein weiterer wichtiger Tipp: Unbedingt darauf achten, keine unpassenden oder gar verbotenen Souvenirs mit nach Hause zu nehmen. Von Erinnerungsstücken aus Materialien wie Elfenbein oder Schildkrötenpanzern, ausgestopften und natürlich lebenden Wildtieren sollten Urlauber selbstverständlich die Finger lassen!

Fußabdrücke am Strand auf einer Urlaubsreise.

5. Mit leichtem Gepäck reisen – CO²-Ausstoß verringern

Je leichter das Gepäck, desto besser für die Umwelt! Auch das Kofferpacken sollte bewusst und mit Beachtung der Umwelt angegangen werden. Wer nur einpackt, was wirklich benötigt wird, reist mit kompaktem und leichtem Gepäck. Und je leichter das Gepäck ist, desto leichter ist auch das Flugzeug – und desto geringer fällt der CO²-Ausstoß aus.

Die Umwelt vor Ort schützen

6. Ressourcen schonen – Wasserverbrauch reduzieren

In vielen Ländern muss deutlich mehr auf den Wasserverbrauch geachtet werden – da ist manchmal Improvisation gefragt. Wenn aber jeder Reisende auf einen reduzierten Wasserverbrauch achtet, können schon kleine Maßnahmen viel bewirken. So weisen zum Beispiel viele Hotels bereits mit Schildern darauf hin, dass allein durch das tägliche Wechseln und Waschen der Handtücher und Bettwäsche Unmengen an Wasser verbraucht werden. Muss das Handtuch also schon gewaschen werden – oder kann es der Umwelt zuliebe nicht noch etwas länger benutzt werden? Ein weiterer Tipp: Wasser sparen durch kürzeres Duschen. Natürlich ist es schön, nach einem langen Tag in der Sonne, am Strand oder auf einer anstrengenden Wanderung eine erfrischende Dusche in Anspruch zu nehmen. Wie zuhause auch sollten Reisende im Urlaub aber auf eine ausgedehnte Dusche verzichten, um Wasser zu sparen.

7. Keinen unnötigen Müll produzieren – Besonders an Plastik sparen

Manchmal herausfordernd, aber stets die Mühe wert: auf Reisen keinen unnötigen Plastikmüll produzieren. Statt täglich neues Wasser in Plastikflaschen zu kaufen, lohnt sich die Investition in eine Flasche mit Wasserfilter. Zudem werden in vielen anderen Ländern die Einkäufe im Supermarkt noch direkt in Plastiktüten eingepackt. Wer Einkäufe im Rucksack oder in einem mitgebrachten Beutel verstaut, vermeidet Plastikmüll und schont die Umwelt.

Ein Steg an einem See mitten in der Natur.

Die Kultur kennenlernen und Einheimische unterstützen

8. Sich über die Kultur informieren – Andere Länder, andere Sitten!

Um Missverständnisse und Fettnäpfchen zu vermeiden, ist es ratsam, sich vorab über die Besonderheiten des Reiseziels und die Kultur zu informieren. Dazu zählen zum Beispiel Themen wie Geschichte, Mentalität und Religion. Wer sich bereits zuhause ein wenig über die Sitten und Gebräuche im Reiseland informiert, tut sich leichter damit, diese vor Ort aktiv zu respektieren. So können Fauxpas wie die falsche Kleidung beim Besuch von religiösen Stätten, eine als unhöflich geltende Geste oder ein unerlaubt geschossenes Foto vermieden werden. Wer außerdem einen kleinen Plausch mit Menschen vor Ort halten möchte, kann sich vor Abreise ein paar Vokabeln in der Landessprache aneignen – so sind Urlaubern kleine, aber unvergessliche Interaktionen mit der einheimischen Bevölkerung sicher!

9. Die lokale Wirtschaft unterstützen – In die Kulinarik des Landes eintauchen

Der wichtigste Grundsatz für nachhaltiges Reisen vor Ort lautet: Wann immer möglich, die lokale Wirtschaft und somit die Einheimischen unterstützen. Statt die geläufigen Restaurant- und Caféketten aufzusuchen, sollten Reisende privat geführte Lokalitäten besuchen. Auf diese Weise kommt der Tourismus nicht nur den Menschen vor Ort zugute – auch ermöglicht es einen viel tieferen Einblick in die Kultur und Küche des Landes. Wer bei der Wahl des Restaurants zudem darauf achtet, dass regionale Lebensmittel verwendet werden, schont die Umwelt. Das Beste dabei: Häufig bestehen auch traditionelle Gerichte aus regionalen Lebensmitteln. Sie bescheren ein völlig neues Geschmackserlebnis – und die Locals freuen sich ihrerseits am Interesse an ihrer Kultur und Kulinarik!

10. Reiseerlebnisse mit anderen teilen – Weiterempfehlungen helfen

Wer nach der Rückkehr immer noch begeistert ist von den einmaligen Ausflügen, den freundlichen Einheimischen, der hervorragenden Landesküche und dem nachhaltigen Hotel, der sollte diese Begeisterung teilen. Ob mit Familien, Freunden oder mit Fremden online – die Anbieter und Hotels vor Ort, der Reiseveranstalter sowie das Reiseland selbst profitieren von Weiterempfehlungen durch Reisende. Denn je mehr Menschen das Land auf bewusste Weise bereisen, desto mehr positive Auswirkungen des sanften Tourismus sind vor Ort zu spüren.

Nachhaltig reisen ist mit der richtigen Planung möglich

Reisen, vor allem über weite Distanzen, sind ohne eine gewisse Belastung der Umwelt nicht möglich. Wer aber einige Punkte zum Klimaschutz und Verhalten vor Ort beachtet, der kann den Schaden deutlich einschränken und sogar einen notwendigen Beitrag zur lokalen Wirtschaft und zum Naturschutz leisten. Denn Tourismus ist für viele Länder essentiell – und nachhaltiges Reisen schließlich ohne schlechtes Gewissen möglich.

Letzte Aktualisierung: 19. April 2022