In fremde Kulturen eintauchen, die Wunder unserer Welt entdecken und an paradiesischen Stränden pure Erholung genießen: Die Neugier auf Unbekanntes und der Wunsch, dem Alltag zu entfliehen, lassen die Menschen regelmäßig ins Flugzeug steigen und zu neuen Abenteuern aufbrechen. Doch im Zuge der Debatte um Klimaschutz und nachhaltigen Tourismus reiste in den letzten Jahren immer häufiger das schlechte Gewissen mit. Ein Phänomen, für das die Medien sogleich einen neuen Begriff prägten: Flugscham. Tatsächlich fragen sich immer mehr Reisebegeisterte: „Wie ist meine Reiseleidenschaft mit meinem Umweltbewusstsein vereinbar?“

Die Frage stellt sich zu Recht, ist doch der Klimawandel eines der bedeutsamsten Themen unserer Zeit. Urlauber werden zunehmend als rücksichtslose Umweltverschmutzer und Mitverursacher des Klimawandels dargestellt. Es ist jedoch wichtig, die Rolle des Tourismus in dieser kontroversen Klima-Debatte kritisch zu betrachten und von allen Seiten zu beleuchten. Denn: Die richtige Art zu reisen kann sogar einen wichtigen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leisten! Nachhaltiger Tourismus ist die Zukunft des Reisens: Ziel ist es, die natürlichen und kulturellen Schätze unseres Planeten zu erhalten und ein Bewusstsein für ihren Schutz zu schaffen. Wir verraten Ihnen, wie sanfter Tourismus aussieht, worauf Sie bei der Urlaubsplanung achten sollten und wie Sie durch bewusstes Reisen helfen können, den Planeten zu retten.

Der Klimawandel, das Thema unserer Zeit

Die globale Erderwärmung und ihre Folgen wie der Anstieg des Meeresspiegels, das beschleunigte Schmelzen von Gletschern und die Häufung von extremen Wetterphänomenen bereitet immer mehr Menschen Sorgen. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) schätzt, dass im 20. und bisherigen 21. Jahrhundert auf der Nordhalbkugel der Erde die stärkste Erwärmung der letzten 1.300 Jahre auftrat. Experten sind sich einig: Die Industrialisierung – und damit der Mensch selbst – ist verantwortlich für diese rasante Entwicklung.

Ein Eisbär auf einem schmelzenden Gletscher.

Die Ursachen sind vielfältig, auch die wenig umweltbewusste Art des Reisens vieler Menschen ist problematisch. Laut dem Umweltbundesamt entstehen rund fünf Prozent der klimaschädlichen Emissionen weltweit durch den Tourismus. Damit bleibt die Reisebranche zwar weit hinter den Hauptverursachern der Erderwärmung zurück: Die Verbrennung fossiler Energieträger, wachsende Land- und Viehwirtschaft sowie die Abholzung der Regenwälder gelten als wichtigste Faktoren des menschengemachten Klimawandels. Dennoch kommt der Branche eine große Verantwortung zu – nicht zuletzt, weil der Tourismus auch selbst wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig auf die natürlichen Ressourcen der Erde angewiesen ist. Nachhaltiger Tourismus, auch sanfter Tourismus genannt, hat dabei einen positiven Einfluss auf die Natur und die weltweite Artenvielfalt, die Klimabilanz und die Bevölkerung in den Reiseländern.

Was ist nachhaltiger Tourismus?

Die Welt entdecken, Abenteuer in fremden Ländern erleben und die vielen kulturellen und landschaftlichen Höhepunkte unserer Erde kennenlernen – Reisen spielt für viele Menschen eine wichtige Rolle, ist Hobby, Leidenschaft und Lebensstil. Damit Reisende auch in Zukunft noch eine intakte Umwelt erleben und authentische kulturelle Erfahrungen machen können, ist es wichtig, Urlaub nachhaltig zu gestalten.

Nachhaltiger Tourismus sorgt für ein besseres Kennenlernen der Kulturen.

Doch was genau ist nachhaltiger, sanfter Tourismus? Ziel dieser Art zu reisen ist es, klimaschädliche Emissionen deutlich zu reduzieren und zu kompensieren, Natur und Kultur in den Reiseländern zu erhalten sowie die regionale Wirtschaftskraft zu stärken. Das können Reiseveranstalter und Urlauber vor allem durch eine entsprechende Reiseplanung erreichen: “Jeder Reisende hat die Chance, einen positiven Beitrag zu leisten, indem er sein Reiseziel und die Aktivitäten vor Ort bedacht auswählt und sich umweltbewusst im Reiseland bewegt“, so itravel-Gründer Axel Schmiegelow.

Nachhaltiger Tourismus – Gut für Umwelt, Klima und die lokale Bevölkerung

Wer meint, die Pauschallösung wäre, überhaupt nicht mehr zu fliegen oder sich maximal auf den All-Inclusive-Urlaub auf Mallorca zu beschränken, denke jedoch zu kurz. „Auch wenn es absurd klingen mag: Reisen in ferne Regionen der Erde können besser für Klima und Umwelt sein als der klassische Pauschalurlaub – solange Urlauber ihr Reiseziel eben bewusst auswählen. Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit sind Reisen in gewisse Länder und Regionen sogar vonnöten, da der Tourismus für die lokale Bevölkerung und für die Umwelt vor Ort essenziell ist“, erklärt der Reiseexperte.

Das lässt sich gut am Beispiel von Reisen in Regenwaldgebiete erläutern. Viele Menschen träumen davon, einmal einen echten Dschungel mit eigenen Augen zu sehen. Sie scheuen sich aber davor, in Regenwaldregionen zu reisen, da dies in der Regel mit einem langen Flug verbunden ist. Dabei würden in diesem Fall die positiven Effekte einer solchen, natürlich nachhaltig gestalteten Reise die negativen Konsequenzen eines Fluges übersteigen. „Die Option, gar nicht mehr zu fliegen, würde unsere Klimaprobleme nicht umfassend lösen, weil etwa die zerstörerischen Effekte von Regenwaldrodungen um ein Vielfaches schlimmer sind als die eingesparten Flugmeilen”, meint auch Schmiegelow.

„Die Option, gar nicht mehr zu fliegen, würde unsere Klimaprobleme nicht umfassend lösen, weil etwa die zerstörerischen Effekte von Regenwaldrodungen um ein Vielfaches schlimmer sind als die eingesparten Flugmeilen.”

Denn durch die stetig voranschreitende Abholzung der Regenwälder wird einer der größten natürlichen CO2-Speicher der Erde zerstört, sodass das in den Wäldern gebundene Kohlendioxid freigesetzt wird und wiederum zur Erderwärmung beiträgt. Um das zu verhindern, ist es unerlässlich, der Bevölkerung vor Ort eine alternative Einnahmequelle zu Palmöl, Soja oder Tropenholz zu bieten. Wenn die Menschen also vom Tourismus leben können, müssen sie nicht auf die Abholzung des Waldes zurückgreifen. Wer zudem darauf achtet, seinen nachhaltigen Urlaub bei einem Reiseveranstalter zu buchen, der ohne Zwischenhändler mit Partnern vor Ort zusammenarbeitet, der trägt Sorge dafür, dass nicht nur der Regenwald, sondern auch die Menschen vor Ort direkt und ohne Umwege vom Tourismus profitieren.

Zwei Touristen mit einem Tourguide auf einer nachhaltigen Reise in den Regenwald.

Zusammengefasst können Urlauber also durch die Wahl ihres Urlaubsziels und die bewusste Entscheidung für einen nachhaltigen Reiseveranstalter einen entscheidenden Beitrag leisten. Nachhaltiger Tourismus hört da aber noch nicht auf: Auch die Unterkunft sollte unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ausgewählt werden. Viele Hotels, besonders spezielle Öko-Resorts, achten mittlerweile zum Beispiel darauf, beim Bau regionale Materialien zu verwenden, die örtlichen Bautraditionen zu achten sowie auf nachhaltige Energiegewinnung und achtsame Müllentsorgung zu setzen. Viele Tipps zum nachhaltigen Reisen betreffen darüber hinaus die Wahl der Aktivitäten und allgemeines Verhalten vor Ort.

Nachhaltiger Tourismus schafft Bewusstsein

Neben dem direkten Einfluss von Tourismus auf die lokale Wirtschaft sensibilisieren Reisen vor dem Hintergrund der Idee „Nur was wir kennen, können wir auch schützen“ auch für Nachhaltigkeit und erhöhen das Bewusstsein für Umwelt- und Tierschutz. Denn wer in den dichten Regenwäldern Borneos die beeindruckenden Orang-Utans beobachten durfte oder die unendlichen Weiten der Serengeti in Tansania bestaunt hat, wird diesen Anblick nie mehr vergessen – und ein Bedürfnis entwickeln, diese einmalige Flora und Fauna zu schützen. Auch die Begegnungen und Gespräche mit Einheimischen können bei Reisenden einen tiefen Eindruck hinterlassen, Verständnis für die Traditionen, Gedanken und Lebensumstände der Menschen vor Ort schaffen und den Horizont erweitern. Auch hier gilt: Austausch schafft Nähe und Verständnis. Reisen in ferne Länder können also Bewusstsein schaffen und so langfristig zu mehr Nachhaltigkeit weltweit beitragen.

Sanfter Tourismus als Zukunft des Reisens

Dass zu guter Letzt Reisen auch Körper und Geist guttut, wissen Weltenbummler aus eigener Erfahrung. Gut zu wissen also, dass sie in Zukunft nicht auf Abenteuer in den schönsten Ländern weltweit verzichten müssen. Im Gegenteil: Die Welt auf bewusste Art zu entdecken, kann unseren Planeten gar retten. Nachhaltiges Reisen schafft Bewusstsein für die natürlichen und kulturellen Schätze unserer Erde und hat einen positiven Effekt auf Klima- und Umweltschutz, die weltweite Artenvielfalt und die Lebenssituation der Menschen in den Reiseländern.

Autorin: Kim Vattersen

Letzte Aktualisierung: 25. Februar 2021