Die Corona-Krise zwang den weltweiten, ohnehin angeschlagenen Tourismus in die Knie. Gelegenheit zur Revolution der Reisewelt – oder bleibt alles beim Alten? Ein Blick in das Fernrohr der Zeit zeigt: Die Zukunft des Tourismus wird spannend.

Der allgegenwärtige Klimawandel und die rasante Entwicklung moderner Technik, veränderte individuelle Bedürfnisse und nun eine verheerende Pandemie, die das Leben überall auf dem Globus zum absoluten Stillstand brachte: Die Tourismusbranche sieht sich wie kaum eine andere massiven Herausforderungen gegenüber. Viele Airlines, Reisebüros und -veranstalter mussten bereits die Segel streichen; welche langfristigen Folgen die Corona-Krise auf die Akteure am weltweiten Tourismusmarkt haben wird, steht in den Sternen.

Wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Aufschwung: Nachdem die Menschen vor rund hundert Jahren im Kampf gegen die Spanische Grippe Ähnliches durchstehen mussten wie das, was auch aktuell den Alltag dominiert – Quarantäne, Distanz, Schulschließungen und Hygienevorschriften –, folgten damals die Goldenen 1920er Jahre. Einige sagen nun eine ähnlich vielversprechende Dekade voraus – ganz besonders für das Reisen nach Corona. Doch welche Einflüsse haben Pandemie und Zeitgeschehen tatsächlich auf die Tourismusbranche? Revolution und Neuanfang oder bleibt doch alles beim Alten? Ein Blick auf die mögliche Zukunft des Reisens.

Sicherheit & Erlebnisse beim Reisen in der Zukunft

Feststeht: Die Zukunft der Reisebranche deckt sich wohl kaum mit der der Vergangenheit. Der unerwartete Ausbruch der Coronavirus-Pandemie und die damit verbundenen Strapazen wie das Festsitzen am Urlaubsort, geplatzte Reiseträume und das ständige Aufpoppen neuer Reisewarnungen sind tief in den Köpfen der Menschen eingebrannt. Um Reisenden beim Verlassen ihrer Komfortzone die notwendige Sicherheit zurückzugeben, haben viele Akteure in der Tourismusbranche Hygienekonzepte und flexible Buchungsbedingungen entwickelt. Nach den Erfahrungen in der Pandemie werden Kunden auch zukünftig den Stornobedingungen mehr als nur einen kurzen Blick schenken und verstärkt auf Hygienestandards setzen. Da besonders Pensionen und kleinere Hotels durch die geringere Gästezahl mehr Sicherheit versprechen, ist hier mit einer wachsenden Beliebtheit zu rechnen. Neben einer eher familiären Atmosphäre in Bezug auf die Unterkunft, verändert sich das Reisen nach Corona auch insofern, dass Reisende laut des Zukunftsinstituts in Frankfurt insgesamt ein vermehrt authentisches Urlaubserlebnis suchen. Sie wollen sich abgrenzen vom veralteten Bild des Touristen, der abgekapselt von den Einheimischen ausschließlich Erholung sucht, und stattdessen wahrhaft eintauchen in fremde Welten und Kulturen.

Die Zukunft des Reisens nach Corona wird viele Veränderungen im Tourismus bringen.

Natur-, Individual- & Overtourism prägen die Zukunft der Reisebranche 

Ausgangssperren und Lockdowns machten einen fetten Strich durch die Rechnung, Urlaube wurden storniert, Besuche abgesagt. Die Vorsicht wurde zu einem ungebetenen Gast, der sich in den Haushalten so gemütlich einquartierte wie die Menschen zuvor in ihren Lieblingshotels. Der Freiheit wurden ungewohnte Grenzen gesetzt. Kein Wunder, dass die Pandemie bei vielen die Sehnsucht nach der Natur geweckt hat: Denn wer erfährt inmitten schöner Landschaften nicht ein Gefühl der Freiheit, das so lange fehlte? Plötzlich wurde der Wald zum Spielplatz, das Fahrrad zum begehrtesten Kaufobjekt und ein jeder zum begeisterten Wanderer. „Das Interesse an Natur und an dem Erleben, in die Natur einzutauchen, wird weiterhin zunehmen“, meint Patrick Schreib, Touristik-Direktor von Baiersbronn, auf dem Reisegipfel 2021 der Agentur HansmannPR. „Beispielsweise das Übernachten im Wald, im TrekkingCamp. Das sind zwar Dinge, die wir jetzt schon haben, aber dieser Trend wird weiter verstärkt.“

Verstärkt – vielleicht auch durch ein neues Nähe-Empfinden der Menschen: Das Distanzverhalten während der Pandemie dürfte sich nicht so einfach aus den Köpfen verbannen lassen und dafür sorgen, dass Reisen in der Zukunft stärker von Erlebnissen abseits der Massen geprägt sein wird. Die neue Sehnsucht nach Natur, nach Orten abseits der Touristenpfade sowie nach Individualreisen, die authentische Erlebnisse und keinen Urlaub von der Stange versprechen, könnte auch der Problematik des Overtourism entgegenwirken, mit dem zunehmend mehr Destinationen zu kämpfen haben. Overtourism, also der übermäßige Ansturm auf touristische Ziele, verursacht in den Augen des Tourismusforschers Prof. Dr. Jürgen Schmude zwei Probleme: „Das eine ist der Konflikt zwischen den Touristen und Einheimischen. Dann ist da aber auch der Konflikt zwischen den Touristen selbst, wenn das touristische Erlebnis unter den anderen Touristen leidet.“ Ziel von Städten, Regionen und Ländern wird sein, mithilfe von Steuern, Besucherlimits oder Apps die Besucherströme zu lenken und das Problem in die Schranken zu weisen.

Eine Touristin mit zwei Frauen der Massai auf einer Reise in Afrika.

Zukünftiger Tourismus bestimmt durch Nahtourismus & Nachhaltigkeit 

Schon vor der Corona-Krise war sie in aller Munde und erkämpfte sich Stück für Stück die Aufmerksamkeit, die ihr gebührt: die Klimaproblematik. Die Pandemie hat die Wertschätzung für heimatliche Gefilde gestärkt und zeitgleich ein Umdenken erzwungen. Sind die alljährlichen Fernreisen unbedingt notwendig? Könnte stattdessen eine Wanderreise in Europa, beispielsweise auf den unbekannten Liparen oder gar im Schwarzwald, nicht genauso viel Spaß machen? Bereits in der Vergangenheit war Deutschland das beliebteste Reiseziel der Deutschen, in der Pandemie hat Urlaub in der Heimat weiter an Bedeutung gewonnen. Der aktuellen ADAC Tourismusstudie zufolge kommt für 80 Prozent der Deutschen auch längerfristig, also für einen Urlaub in drei bis fünf Jahren, Deutschland als Reiseziel infrage – 2019 konnten sich das gerade einmal 35 Prozent vorstellen.

Fahrradfahrer im Süden Deutschland bei einer Mountainbike-Tour.

Der Begriff „Flugscham“ ebenso wie Kritik am Kreuzfahrttourismus tauchten bereits vor Corona auf und hatten während der Pandemie Zeit, den Großteil der Menschen zu erreichen. Nachhaltigkeit rückt weiter in den Fokus – auch beim Reisen. Laut einer Studie des Bayerischen Zentrums für Tourismus glauben 31 Prozent der Befragten, dass die Corona-Krise das Reiseverhalten der Menschen verändert hat und beim Reisen in der Zukunft mehr auf Klimaschutz geachtet wird. Die Bedeutung nachhaltig agierender Reiseveranstalter und Unterkünfte wird somit weiter wachsen. Auch Airlines und Kreuzfahrtunternehmen bereiten sich auf die veränderte Zukunft der Reisebranche vor.

Durch die Pandemie sahen sich Fluggesellschaften teils gezwungen, ihre Flotten und Streckennetze zu verkleinern. Aufgrund des geringeren Flugangebots mussten Reisende im Mai 2021 bereits tiefer in die Tasche greifen: Das Vergleichsportal Check24 zeigt auf, dass Hin- und Rückflug für die zehn am häufigsten gebuchten Ziele im Schnitt 16 Prozent mehr kosteten als 2019. Inwiefern Corona langfristig Auswirkungen auf den Flugverkehr haben wird, bleibt abzuwarten. Im aktiven Bemühen um mehr Nachhaltigkeit könnten darüber hinaus für Kurzstreckenflüge Elektroflugzeuge die klimaschonende Alternative sein, Langstreckenflüge mithilfe von Biosprit grüner werden. Auch die Kreuzfahrtindustrie tüftelt an ihrem Beitrag zum Umweltschutz und somit am Aufbau eines guten Rufs. Hurtigruten beispielsweise testet derzeit batteriebetriebene Schiffe und Biotreibstoffe.

Doch waren dies noch nicht alle Veränderungen, die sich der Tourismusbranche in der Zukunft stellen werden muss – auch die Themen Aufenthaltsdauer & Reisezeit, Digitalisierung und Innovationen werden für die Reisebranche der Zukunft eine große Rolle spielen. Neugierig geworden? Weiter geht’s in unserem E-Book zum Magazin „For that moment.“.

Autorinnen: Leonie von der Beeck, Kim Vattersen, Berit Sellmann

Letzte Aktualisierung: 18. November 2021

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