Klirrende Kälte, schummriges Dämmerlicht, ein hell erleuchteter Tannenbaum und eine fröhliche Bescherung an Heiligabend – so sieht ein klassisches Weihnachtsfest aus. Oder etwa doch nicht? Was hierzulande als gewöhnliche Weihnachtstradition angesehen wird, ist Menschen in anderen Ländern häufig unbekannt. Denn obwohl an vielen Orten weltweit Weihnachten zelebriert wird, werden die Feiertage doch überall unterschiedlich verbracht. Wer sich schon immer gefragt hat: „Wie feiert man eigentlich Weihnachten in anderen Ländern?“, kann sich nun freuen. Denn wir gehen bei einer feierlichen Reise um die Erdkugel den Weihnachtstraditionen anderer Länder auf den Grund und erleben ungewöhnliche Bräuche und kulinarische Genüsse. Für alle, die ihr diesjähriges Weihnachtsmenü gern ein wenig aufpeppen möchten, haben wir am Ende der Seite eine Rezeptsammlung mit leckeren Gerichten aus aller Welt zusammengestellt.

Das Weihnachtsschiff Karavaki gehört fest zu Weihnachten in Griechenland.

Weihnachten in Griechenland: Gesänge, Gebäck und geschmückte Schiffe

Eine wochenlang andauernde Adventszeit wie hierzulande feiern die Menschen in Griechenland nicht. An vorweihnachtlicher Stimmung mangelt es in dem beliebten Urlaubsland dennoch nicht. Die Weihnachtszeit dauert hier genau zwölf Tage und wird am Morgen des 24. Dezembers mit fröhlichen Gesängen begonnen. Kinder und Jugendliche ziehen dann von Haus zu Haus und singen die sogenannten Kalanda, traditionelle griechische Weihnachtslieder. Von den Bewohnern erhalten Sie dafür Kuchen, Süßigkeiten oder etwas Geld. Die Weihnachtsfeierlichkeiten gehen ähnlich stimmungsvoll weiter: Im Kamin wird an diesem Tag ein Feuer entzündet, das an allen zwölf Weihnachtstagen brennen soll. Der Legende nach halten die hellen Flammen die lästigen Kalikanzari fern –böse Kobolde, die jedes Jahr an Weihnachten aus der Unterwelt auftauchen, um die Menschen zu ärgern.

Für stimmungsvolle Beleuchtung sorgt außerdem in vielen griechischen Familien mittlerweile ein geschmückter Tannenbaum. Traditionell gibt es jedoch auch heute noch vielerorts nicht nur einen Baum, sondern ein Weihnachtsschiff, das Karavaki. Richtig gehört: Sowohl im Großformat auf öffentlichen Plätzen als auch in kleiner Ausgabe zu Hause werden dank der langen Seefahrertradition des Landes Schiffe geschmückt und hell erleuchtet. Zum Jahreswechsel, der zumeist mit Würfel- und Kartenspielen verbracht wird, sichern sich viele Griechen eine Extraportion Glück. Nicht nur wird munter auf den Spielausgang gewettet – wer hier richtig liegt, gilt als Glückspilz des neuen Jahres –, sondern auch der Neujahrskuchen Vasilopita verspeist. Wer die eingebackene Münze in seinem Stück findet, darf auf ein glückliches Jahr hoffen. Die langersehnten Geschenke bringt der Heilige Vassilius den Kindern traditionell erst im neuen Jahr, genauer gesagt am 1. Januar. Heutzutage erhalten viele Griechen, wie in anderen europäischen Ländern, ihre Geschenke jedoch bereits am 24. oder 25. Dezember.

Dass Weihnachten in Griechenland auch kulinarisch ein Fest ist, ist für Liebhaber der mediterranen Küche keine Überraschung. Schließlich freuen sich viele Menschen nach der 40-tägigen Fastenzeit, die in der griechisch-orthodoxen Kirche bis zum 24. Dezember dauert, auf eine Weihnachtszeit voller Köstlichkeiten. So werden in der festlichen Zeit unter anderem das leckere Mandelgebäck Kourabiedes und traditionelle Honigplätzchen, die Melomakarona, verspeist. Wie die Melomakarona ganz einfach zu Hause nachgebacken werden können, verraten wir in unserer Rezeptsammlung am Seitenende.

Maria und Josef als Figuren bei einer der beliebten Posadas, die in verschiedenen Ländern Lateinamerikas zu Weihnachten dazugehören.

Weihnachten in Lateinamerika: Buntes Feuerwerk in der Weihnachtsnacht

In Lateinamerika, den spanisch- und portugiesischsprachigen Ländern Amerikas, ist die Weihnachtszeit geprägt von feierlichen Zeremonien und bunten Umzügen. Hierbei gibt es teilweise große kulturell bedingte Unterschiede zwischen den Festlichkeiten der einzelnen Länder. Das religiös bedeutsame Fest wird im Kreise der zumeist großen Familie gefeiert, wobei leckere Gerichte natürlich nicht fehlen dürfen. So genießen Familien in Mexiko an Weihnachten häufig Kabeljau mit geschmorten Tomaten – Bacalao a la Vizcaína genannt –, mexikanischen Weihnachtssalat mit Rüben, Karotten und Nüssen oder gefüllten Truthahn. In Argentinien schlemmen Menschen Klassiker wie Vitel Toné, ein Kalbsfilet in Fischsoße, oder gefüllte Rinderrouladen. Auch süßes Gebäck wie die luftigen, mit Puderzucker bestreuten Empolvados oder die leckeren mit Karamellcreme gefüllten Alfajores dürfen in vielen Ländern Lateinamerikas bei keinem Weihnachtsfest fehlen. Wer sich gern einen Hauch von lateinamerikanischem Weihnachtsflair ins Wohnzimmer holen möchten, probiert sich am besten selbst an unserem Rezept für die leckeren Doppelkekse Alfajores!

So vielfältig die kulinarischen Vorlieben, so verschieden sind auch die Weihnachtstraditionen der lateinamerikanischen Länder. Einige Bräuche sind jedoch allgemein weit verbreitet. So beginnt beispielsweise die Weihnachtszeit vielerorts am 16. Dezember mit den sogenannten Posadas. Hierbei wird die Suche von Maria und Josef nach einer Unterkunft nachempfunden: Menschen verkleiden sich als Maria und Josef oder tragen ihnen nachempfundene Figuren in den Händen, treffen sich vor der Haustür von Freunden und Familie und bitten um Einlass. Nachdem sie sie traditionell zweimal abgewiesen haben, bitten die Gastgeber die Suchenden herein und verköstigen sie mit Krapfen, Punsch und allerlei Leckereien. Eine weitere Gemeinsamkeit vieler lateinamerikanischer Länder ist das bunte Feuerwerk vor allem am Heiligen Abend, das den winterlichen Himmel erhellt und ein zünftiges Ende der Weihnachtszeit darstellt.

Das Weihnachtsgetränk Cola de Mono in Chile.

Weihnachten in Chile: Vertraute Bräuche und ein geheimnisvolles Weihnachtsgetränk

Viele Deutsche verbinden mit der Vorstellung eines idealen Weihnachtsfestes eine gemütliche, winterliche Atmosphäre mit Schnee sowie einem lodernden Kaminfeuer. Weihnachten in anderen Ländern sieht jedoch mitunter anders aus. So auch in Chile: All das findet sich in großen Teilen des Landes nämlich nicht – doch wer die heilige Zeit einmal bei sommerlich warmen Temperaturen genießen möchte, ist in dem südamerikanischen Land zur Weihnachtszeit genau richtig. Denn festlich geht es hier allemal zu! Außerdem sind sich viele Weihnachtstraditionen in Chile und Deutschland trotz der geografischen Entfernung überraschend ähnlich. So bringt zum Beispiel der chilenische Weihnachtsmann Viejito Pascuero, der mit seinem rot-weißen Anzug auch optisch dem bei uns bekannten Geschenkebringer gleicht, die Gaben mit einem von Rentieren gezogenen Schlitten. Klassische Tannenbäume sind hingegen im hochsommerlichen Chile verständlicherweise schwierig zu bekommen, weshalb auf vielen öffentlichen Plätzen und bei den Einheimischen zu Hause künstliche oder aus verschiedensten Materialien hergestellte kreative Weihnachtsbäume zu bestaunen sind.

Am Abend des 24. Dezembers findet – oft erst gegen Mitternacht – das traditionelle Weihnachtsessen statt, bei dem sich die ganze Familie trifft, um gemeinsam zu speisen. Hier wird häufig Lamm am Spieß, Hühnchen oder Truthahn serviert. Zum Nachtisch ist das kuchenähnliche Pan de Pascua sehr beliebt, das mit seinen Zutaten wie Nüssen, Zimt und Sternanis für weihnachtlichen Genuss sorgt. Eine Besonderheit beim chilenischen Festmahl ist das typische Weihnachtsgetränk Cola de Mono, dessen lustige Übersetzung „Affenschwanz“ lautet. Um die Herkunft dieses besonderen Cocktails ranken sich allerlei Mythen, die alle von einem ehemaligen Präsidenten Chiles, Pedro Montt Montt, handeln. Klarer als der Ursprung des Cola de Mono sind seine Zutaten: Das Weihnachtsgetränk wird aus Milch, Pisco – dem Nationalgetränk Chiles –, Kaffee und verschiedenen Gewürzen zusammengebraut. Auch hier findet sich in unserer Rezeptsammlung eine Anleitung zum Nachmachen!

Die Hexe Befana an einem Weihnachtsbaum in Italien.

Weihnachten in Italien: Die Weihnachtshexe kommt

In Italien wird das Weihnachtsfest traditionell vom 06. Dezember bis zum 06. Januar zelebriert. Dafür wird das Haus feierlich geschmückt und bereits am 8. Dezember, der als Mariä Empfängnis ein wichtiger christlicher Feiertag ist, zieht bei vielen Familien der Weihnachtsbaum ein – häufig mitsamt Wurzeln. Wichtiger als ein Tannenbaum ist vielen Einheimischen aber auch heute noch eine Krippe. Diese ist in fast jedem Haus zu finden und gehört zum italienischen Weihnachtsfest einfach dazu. Der wirkliche Beginn der heiligen Zeit wird traditionell am Abend des 24. Dezembers mit Kanonenschüssen zelebriert, die vom Castel St. Angelo in Rom abgefeuert werden. An diesem Abend sind die Kirchen des Landes so voll besetzt wie selten – denn im stark katholisch geprägten Italien ist ein Besuch der Mitternachtsmesse, die den eigentlichen Beginn des Weihnachtsfestes einläutet, für viele Menschen ganz selbstverständlich.

Mit der Bescherung müssen sich Groß und Klein bis zum 25. Dezember gedulden: Dann bringt das Christkind (oder in weniger religiösen Familien der Babbo Natale) die Geschenke. Am ersten Feiertag kommen dann die Familien zusammen, um gemeinsam zu feiern und natürlich zu schlemmen. Wie von Italien mit seiner weltweit beliebten Küche nicht anders erwartet, wird das Festmahl ausgiebig zelebriert, besteht aus mehreren Gängen und kann Stunden andauern. Hier kommen verschiedene Fleischgerichte und Pasta in allen Varianten auf den Tisch. Als Nachspeise ist der süße, christstollenähnliche Kuchen Panettone ebenso beliebt wie das weiche Mandelgebäck Ricciarelli, das häufig zu festlichen Anlässen serviert wird. Nachbacken dringend empfohlen!

Dass Weihnachten in anderen Ländern häufig mit für uns ungewöhnlichen Sitten einhergeht, liegt in der Natur der Sache.  Zum offiziellen Ende der Weihnachtszeit überrascht auch Italien mit einem besonders ausgefallenen Brauch: Am Abend des 5. Januars hängen Kinder Strümpfe auf, die die Hexe Befana in der darauffolgenden Nacht mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken füllt. Kein Wunder, dass die „Weihnachtshexe“ trotz ihres in Darstellungen eher schauerlichen Aussehens in Italien sehr beliebt ist und für einen würdigen Abschluss der festlichen Zeit sorgt.

Eine Familie in Neuseeland am Strand an Weihnachten.

Weihnachten in Australien & Neuseeland: Sommerliche Wärme trifft auf üppige Weihnachtsdeko

Die beiden beliebten Reiseziele Australien und Neuseeland liegen auf der anderen Seite des Globus – dementsprechend anders feiern die Menschen dort auch das Weihnachtsfest. Besonders in Australien sticht das für unser Empfinden nicht sehr weihnachtliche Wetter hervor: Sommerliche Hitze, leichte Kleidung und lässiger Beach-Lifestyle stehen in starkem Kontrast zum kalten deutschen Winter. Dass Down Under trotzdem Weihnachtsstimmung aufkommt, dafür sorgt die üppige Dekoration in den Geschäften, auf öffentlichen Plätzen und bei den Einheimischen zu Hause. Aufgrund des Klimas kommen sowohl in Australien als auch in Neuseeland zumeist künstliche Weihnachtsbäume zum Einsatz. Das tut der festlichen Stimmung jedoch keinen Abbruch. In Neuseeland ist noch ein anderer Baum ein wichtiges Weihnachtssymbol: Der Eisenholzbaum, in der Sprache der Maori Pohutukawa genannt. Wenn er Mitte Dezember erblüht, beginnt die Weihnachtszeit.

Auch in den beiden Ländern am anderen Ende der Welt bringt Santa Claus die Geschenke durch den Schornstein ins Haus. Doch findet die Bescherung nicht wie bei uns am 24. Dezember statt. Dennoch sitzen Familien am Heiligen Abend gemütlich beieinander und lassen sich ein weihnachtliches Mahl schmecken. Hier werden oft Truthahn, Meeresfrüchte oder der aus Großbritannien stammende Plum Pudding, der oft auch als „Serviettenkloß“ bezeichnet wird, serviert. Zum Nachtisch genießen viele Familien eine eher sommerliche leichte Süßspeise. Eine Pavlova ist eine aus Baisermasse, Sahne und Früchten bestehende Torte, die perfekt zu den für uns ungewöhnlichen Temperaturen vor Ort passt und jedes Weihnachtsmenü – auch im kalten Deutschland – perfekt abrundet. Am Morgen des 25. Dezembers findet dann die langersehnte Bescherung statt. Aufgrund der warmen Temperaturen verbringen viele Menschen den restlichen Tag bei einem entspannten Barbecue im Garten oder entspannen am Strand.

Autorin: Kim Vattersen

Letzte Aktualisierung: 26. November 2021

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