Die Azoren, eine vulkanische Inselgruppe Portugals, die mitten im Atlantik emporragt, sind ein Geheimtipp für Reisende. Die kleine Stadt Furnas in der Nähe von Ponta Delgada ist eingebettet in einen Krater und umgeben von prächtiger Natur. Ideale Bedingungen für Wanderungen aller Art. Aber auch für sein Thermalwasser, dessen heilende Wirkung Mönche bereits im späten Mittelalter entdeckten, ist der Ort auf der Insel São Miguel bekannt. Seitdem gilt das verschlafene Städtchen als Kurort auf den Azoren.
Im Ort Furnas selbst geht es zu wie in jedem südeuropäischen Land: Gemütlich und immer gut gelaunt sitzen die Bewohner im Schatten und beobachten amüsiert Besucher, die mit festem Schuhwerk und praktischer Kleidung in Richtung des Sees Lagoa das Furnas laufen.


Schwefelgeruch im Paradies der Azoren
Der See liegt in einem zweiten Krater oberhalb des Dorfes. Es ist kaum vorstellbar, dass es sich hierbei eigentlich um eine mondartige Landschaft handeln müsste, denn um das Gewässer herum reihen sich exotische und üppige Gärten an prachtvolle Villen und Häuser.
In dieses Traumpanorama fügt sich ein besonderes Detail: der Geruch nach Schwefel. Im Nordwesten des Sees wabern Dampfsäulen durch die Luft, die den Geruch verursachen. Je näher man ihnen kommt, umso lauter wird das Zischen der Fumarolen und Solfataren. Daneben blubbern unzählige Schlammtöpfe in Erdlöchern. Gegensätzlicher könnte der Anblick nicht sein: üppige, grüne Wälder am Ufer und nur wenige Schritte entfernt kocht der Boden unter Sand und Steinen.
In heißen Quellen kochen und essen auf den Azoren
Die Bewohner machen sich das Naturspektakel zunutze und kochen in der heißen Erde ihr berühmtes Nationalgericht „Cozido“. Für den Eintopf werden nur regionale Produkte verwendet: Kohl, Kartoffeln, Möhren, Schweine-, Rind- und Hühnerfleisch sowie Würstchen.
Der Topf wird mit einem Leinentuch abgedeckt und danach mitsamt Deckel in eines der vorbereiteten Erdlöcher in unmittelbarer Nähe der heißen Quellen herabgelassen. Ungefähr sechs Stunden lang bleibt der Topf im Boden. In dieser Zeit garen das Gemüse und das Fleisch gleichmäßig vor sich hin.

Die Mineralien im Dampf sorgen für die charakteristische Note, von der Köche auf dem Herd zu Hause nur träumen können. Für die Einheimischen auf den Azoren ist Cozido ein typisches Sonntagsessen, das mit der gesamten Familie zu eingenommen wird.
Aber auch für die Besucher, die die Zubereitung mit eigenen Augen verfolgen möchten und nicht selten überrascht sind darüber, dass die Erde tatsächlich selber kocht, ist der Eintopf ein Gaumenschmaus und ein leckeres kulinarisches Erlebnis.
Letzte Aktualisierung: 15. April 2020