Jamaika ist viel mehr als Rum, Reggae und sonnenbeschienener Pauschaltourismus. Denn all jene, die ihren Urlaub in einer ebenso hübschen wie hermetischen Resort-Anlage verbringen, ohne das Hotelerlebnis auch nur einmal aufzubrechen, verpassen ein Reiseziel, das mit seinen kulturellen Sehenswürdigkeiten genauso wie mit seinen natürlichen Attraktionen zu begeistern weiß.
Mit einer Länge von 235 Kilometern und einer Breite von 35 bis zu 82 Kilometern sichert sich die Karibikinsel ihren Platz als drittgrößtes Eiland der Großen Antillen. Neben dem geschickt nutzbaren Umstand, dass die beste Reisezeit für einen Jamaika-Urlaub im europäischen Winter von Dezember bis April, aber auch im Juli und August liegt, sind die Strandlandschaften und wohlige 26 bis 32 Grad auch per Direktflug oder zumindest nur mit einer Zwischenlandung zu erreichen. Erst einmal aus dem Flieger gestiegen, warten dann natürliche Glanzlichter und menschengemachte Attraktionen, filmreifes Urlaubsvergnügen an Kulissen berühmter Blockbuster, vielfältige Ziele für Naturliebhaber, Tauchfans, Erholungsuchende und Sonnenanbeterinnen sowie die bunte Kultur Jamaikas. Aufregende Orte und cineastische Entspannung gehen auf Jamaika Hand in Hand: Wir haben die besten Tipps für einen Urlaub voller Sehenswürdigkeiten zusammengestellt.
Wolke sieben, siebter Himmel, Seven Mile Beach: 7 ausgemachte Topstrände
Zugegeben, es wird ganz schön schwer, in Jamaika keine schönen Strände zu finden, aber wir haben dennoch mal unsere Top 7 gekürt, um eine nicht den Text sprengende Auswahl abwechslungsreicher Sandschönheiten präsentieren zu können.
Seven Mile Beach: Weltberühmt und zu Recht selbstsicher, tischt uns dieses Highlight unter den schönsten Stränden der Welt erst mal eine Lüge auf: Auch wenn der für alle zugängliche Seven Mile Beach zu Momenten im siebten Strandhimmel einlädt, so hat er mit spitzem Bleistift nachgerechnet nur rund vier großartige Meilen zu bieten. Aber auch die haben es schon mehr als in sich. Karibik pur erwartet hier alle von feinstem Sand geküssten Füße. Der Seven Mile Beach liegt in Negril im Südwesten Jamaikas (circa 1,5 Stunden vom Flughafen in Montego Bay entfernt) und wird nicht nur wegen seiner Traumoptik, sondern auch aufgrund des seichten Wassers und der warmen Wassertemperaturen heiß geliebt. Besonders Familien schätzen seine Vorzüge, die jedoch auch von Wassersportfans aktiv genutzt werden. Schnorcheln, Tauchtouren, Parasailing, Wasserski, Kajaks und Co. ergänzen das Entspannungsangebot des Strandes um aufregende Unternehmungen im kühlen Nass. Mit der legendären Bar „Rick‘s Café“ mit ihren coolen Klippenspringern und kühlen Cocktails liegt ein weiteres Highlight für einen sehenswürdigen Strandtagabschluss in der Nähe des Seven Mile Beach, und das (je nach Standort) in rund sieben Kilometer Entfernung.

Treasure Beach: „Nomen est Omen“ kann man hier nur sagen, denn mit diesem Bereich an der Südküste Jamaikas zeigt sich ein wahrer Schatz. Erholungsuchenden, die sich nach mehr Ruhe abseits des Rummels sehnen, präsentiert sich Treasure Beach authentisch jamaikanisch. Viele freundliche Einheimische, weniger große Hotels und paradiesische Strandabschnitte finden jene, die gern Land und Leute entspannt kennenlernen möchten, rund um Treasure Beach mit seinen Buchten Billy’s Bay, Frenchman’s Bay, Calabash Bay und Great Bay, die sich über einige Kilometer entlang der Küste erstrecken. Alle Strände sind öffentlich, eignen sich gut zum Schwimmen und Relaxen. Highlight hier ist die mitten im Meer auf Pfählen erbaute „Pelican Bar“, die mit dem Boot von Treasure Beach aus erreicht werden kann. Die aus Treibholz, Palmwedeln und Baumstämmen bestehende Kuriosität wartet hier auf einer Sandbank mit entspannter Atmosphäre und allem für neue Erinnerungen auf.
Doctor’s Cave: Sich nach einem Bad am Strand Doctor’s Cave von allen Leiden befreit fühlen? Für den englischen Osteopathen Herbert Barker war dem so, als er Ender der 1920er-Jahre aus den kristallklaren Wellen an diesem Traumstrand auftauchte. Er war so begeistert, dass er sich sofort an einen medizinischen Artikel setzte, infolge dessen wohlhabende Engländer, die sich ebenfalls Linderung ihrer körperlichen Leiden erhofften, zum Doctor’s Cave Beach aufbrachen und somit den Startschuss für den jamaikanischen Tourismus abfeuerten. Der Name des Strandes beruht übrigens nicht auf Mr. Barker, sondern auf dem bereits seit 1906 existierenden Doctor’s Cave Bathing Club, der auf dem Strandgrundstück von Dr. Alexander James McCatty gegründet wurde. Für den akkurat gepflegten, von 8.30 Uhr bis 17.30 Uhr geöffneten Doctor’s Cave Beach am Hip Stripe in Montego Bay sind 6 Dollar Eintritt zu zahlen.
Half Moon Beach: Gelegen in einer privaten, durch tropischen Dschungel versteckten Lagune nahe Negril, lässt sich ein Geheimtipp unter den Stränden Jamaikas finden – der mit seichtem Wasser versehene und bestens zum Schnorcheln geeignete Half Moon Beach. Zusammen mit dem am Strand gelegenen Restaurant bietet sich hier gerade auch Familien ein herrlicher Aufenthalt. So richtig einzigartig macht die Bar „Calico Jack’s Pirates Shack“ auf einem kleinen Inselchen das Erlebnis. Sie ist mit dem Boot in unter zehn Minuten zu erreichen und lockt nicht nur mit einem bunten Riff, sondern auch mit ihrem Piratenflair auf den Spuren des berüchtigten Calico Jack. Für den Half Moon Beach selbst fallen 5 Dollar Eintritt an, für die Bootsfahrt weitere 5.

Boston Bay Beach: Boston Bay Beach an der Nordküste Jamaikas liegt etwa 14 Kilometer östlich der Stadt Port Antonio und ist einer der wenigen jamaikanischen Strände, die explizit Surf-Begeisterte anlocken. Der öffentliche Strand in einer wunderschönen kleinen Bucht mit beinahe goldenem Sand ist letztlich sogar der einzige Strand in Jamaika mit Wellen, die hoch genug sind für einen echten Ritt auf dem Surfbrett. Zudem ist Boston Beach bekannt für seine „Jerk“-Schweinefleisch- und Hühnerstände und wird als Geburtsort der jamaikanischen Jerk-Gewürze und -Soßen angesehen.
Harmony Beach: Ein harmonischer Tag mit Freunden und der Familie ist am Harmony Beach beziehungsweise im Harmony Beach Park garantiert. Nur wenige Minuten vom Stadtzentrum Montego Bay entfernt, kann an dem geschwungenen Sandstrand vortrefflich gefaulenzt und im warmen, seichten Wasser herumgetollt werden. Kokospalmen werfen hier und da schützenden Schatten, und es gibt zahlreiche Geschäfte, die Speisen und Getränke anbieten. Für einen karibischen Strandtag am Harmony Beach muss nicht viel geplant werden, und Gruppen mit Kindern können unbeschwerten Badespaß und jamaikanischen Familienurlaub genießen.
Winnifred Beach: Bei Strand Nummer sieben handelt es sich nicht um den typischen Traumstrand, sondern um einen Strand der Gemeinschaft, sozusagen von und für Menschen. Der Verband Free Winnifred Beach Benevolent Society, der sich aus lokalen Anbietern und Gemeindemitgliedern zusammensetzt, engagiert sich für die Instandhaltung und Verbesserung des Strandes und setzt sich dafür ein, dass der Strand weiterhin für alle Menschen öffentlich zugänglich bleibt, um kostenlos das hohe Gut der Natur erleben zu können. An den Strandküchen und Souvenirständen können Urlaubende die Community finanziell unterstützen. Der eher ursprüngliche Strand mit seinem ganz eigenen Charme liegt etwa zehn Autominuten entfernt östlich vom Frenchman’s Cove (Port Antonio).
Ins Blaue hinein: Blaue Lagune, Blue Hole, Blue Mountains
Im Urlaub möchten Reisende nicht ins Blaue raten, sondern viel lieber ins Blaue reisen: Und dafür ist auf Jamaika buchstäblich alles gegeben, denn das Farbenreich der Blautöne weiß hier karibisch-tropisch zu verzaubern.
Ausflug in die Blue Mountains: Die Blue Mountains sind eine natürliche Sehenswürdigkeit mit Wow-Faktor und einem Schuss Koffein. Aber der Reihe nach. In den Blue Mountains warten Natur pur, großartige Wanderwege und grandiose Aussichten, denn der Blue Mountain Peak bietet mit einer Höhe von 2256 Metern fantastische Fernblicke über die Insel bis weit zum Karibischen Meer. Die Blue Mountains gehören seit 2015 zum Welterbe der UNESCO und verdanken ihren Namen den meist nebligen Gipfeln, die im richtigen Licht oftmals bläulich leuchten. Teils recht anspruchsvolle Pfade führen Wanderer durch die tropische Bergkulisse, und einige von diesen auch entlang von Kaffeeplantagen. Die Blue Mountains sind nämlich eines der bekanntesten Anbaugebiete für hervorragenden, kostspieligen Kaffee, etwa den „Jamaican Blue Mountain“. Die für viele Reisende sicherlich überraschende jamaikanische Berglandschaft ist am besten von Kingston aus zu erreichen.

Sprung ins Blue Hole: Türkisblaue Wasserspaß-Attraktion im Tropenwald – das beschreibt das Blue Hole nahe Ocho Rios schon ganz gut. Beliebt bei Urlaubenden wie Einheimischen, sammelt sich in diesem natürlichen Schwimmbecken das helle Wasser des White River, um sich in ein wunderschönes Türkis zu verwandeln. Der Weg zu dem kostenfrei zugänglichen Blue Hole in den Hügeln von Ocho Rios ist nicht ganz einfach, teils holprig und rund 20 Autominuten von der City entfernt. Aber es lohnt sich: Eine exotische Pflanzenwelt, einige Höhlen, Kletterpartien, Seilschwingen, Sprungplätze und hinreißende Wasserfälle sorgen am und rund um das Blue Hole für einzigartige Momente voller Freude. Apropos Wasserfälle: In Jamaika gibt es davon eine Menge. Etwas den Dschungel hinauf finden sich beim Blue Hole direkt die Secret Falls, begehrtes Fotomotiv und Wasserattraktion zugleich. Die Dunn’s River Falls, ebenfalls in Ocho Rios beheimatet, liefern derweil Wasserkaskaden, die auf einer Strecke von 180 Metern rund 55 Höhenmeter überwinden, zu Klettertouren im Nass einladen und direkt ins Meer münden. Und wen es statt zum White River eher nach Black River zieht, der findet etwa 25 Kilometer nördlich der Stadt, die versteckt gelegenen Y.S. Falls an der Südküste. Diese stufigen Wasserfälle auf Privatgrund kosten zwar ein paar Dollar, sind aber ebenfalls Garant für paradiesische Erlebnisse in natürlichen Blautönen.
Bad in der Blauen Lagune: Die Blaue Lagune, bekannt aus dem gleichnamigen Film mit Brooke Shields, ist ein echter Hingucker in Sachen Blau und bietet eine filmreife Badekulisse, in der sich auch Bootstouren lohnen. Die legendäre „Blue Lagoon“ in Port Antonio war auch schon Schauplatz in „Cocktail“ mit Tom Cruise, aber vermutlich nicht deswegen, weil sich in ihr kaltes Quellwasser mit der Wärme des Karibischen Meeres vermischt. Die Blaue Lagune liegt in einer tropisch begrünten Bucht, und ihr Wasser, wie könnte es anders sein, schimmert tagsüber in den verschiedensten Farbtönen zwischen Blau und Türkis. Aber auch nachts leuchtet es bisweilen bläulich auf Jamaika, und zwar in der Luminous Lagoon – Heimat von Millionen biolumineszenter Dinoflagellaten. Die mikroskopisch kleinen Organismen erzeugen einen blauen Schein, der das Wasser magisch erstrahlen lässt – in einer weiteren „blauen Lagune“, die sich entlang der sumpfigen Gebiete von Trelawny von der Gemeinde Rock bis zur Stadt Falmouth erstreckt.

Schnappschüsse auf der Jagd nach Dr. No: Cineastischer Urlaub auf Jamaika
Nicht nur die „Blue Lagoon” oder auch die Dunn’s River Falls wurden als Kulisse für Kinofilme gewählt. Jamaikas Schönheit findet sich auch in weiteren Filmen wieder und zieht bis heute Regisseure für ihre Drehs an. Ob Dschungel oder Traumstrände – in der Region um Port Antonio gibt es von allem etwas, und so entdeckte auch Hollywood diese schönen Flecken für sich. Während der Westen Jamaikas in der Regel touristisch stärker frequentiert ist, so geht es im Osten ruhiger zu, jedoch nicht in Sachen Landschaft. Die Hafenstadt Port Antonio etwa liegt umgeben von dschungelgrüner Natur, und auch die Ausläufer der Blue Mountains sind hier zu sehen. Ebenso der so schöne wie berühmte Frenchman’s Cove Beach, an dem die Kinofilme „Knight and Day” mit Tom Cruise und Cameron Diaz sowie der „Herr der Fliegen” mit Balthazar Getty gedreht wurden. Port Antonio war auch wieder Drehort für den 2020er-„James Bond“ „No Time to Die“, was nicht verwundern dürfte, fühlt sich der Agent auf Jamaika doch zu Recht ziemlich zu Hause. 007 wurde auf Jamaika nämlich zum Leben erweckt – im „Goldeneye“ genannten Haus des Autors, wo Ian Fleming seinen ersten Roman schrieb. Jamaika war die Muse des Agenten-Schöpfers, dessen Haus jetzt übrigens als „The Fleming Villa“ in Oracabessa Bay buchbar ist, und Schauplatz vieler Bond-Szenen. Wer nun also die James-Bond-Drehorte besuchen mag, der findet etwa den James Bond Beach circa 16 Kilometer von Ocho Rios entfernt, wo Honey Ryder (Ursula Andres) lasziv aus den Wellen stieg, oder den Flughafen in Kingston vor, der ebenso wie die Dunn’s River Falls als Drehort des ersten Bond-Films „007 jagt Dr. No“ diente. Dr. Kanangas Krokodilfarm, die sich im James-Bond-Streifen „Leben und sterben lassen“ in Louisiana befindet, ist derweil real auf Jamaika zu finden, und zwar in dem kleinen Zoo Jamaica Swamp Safari in Falmouth. Schnappschuss-Fans werden hier heute übrigens genau wie damals schon Bond mit der Warnung „Trespassers will be eaten“ empfangen.
Blutbucht, Hexenhaus und Mythos Marley: Geschichte und Geschichten
In Montego Bay warten nicht nur herrliche Strandabschnitte und James-Bond-Reminiszenzen, sondern auch das Rose Hall Great House, Jamaikas bekanntestes berühmt-berüchtigtes Bauwerk. In diesem Hexenhaus soll Spuk garantiert sein … nicht umsonst besang Johnny Cash die berühmte weiße Frau von Jamaika in „The Ballad of Annie Palmer“. Das ehemalige Anwesen im jamaikanisch-georgianischen Stil und seine Gärten sind ein echter Hingucker, hinter dem im Übrigen eine weitere Bond-Szene – diesmal mit Jane Seymour – gedreht wurde. Rose Hall Great House lädt zu einer Zeitreise ins 18. Jahrhundert auf den Spuren der Legende um Annie Palmer ein. Elf Jahre lang herrschte diese über Rose Hall, bis sie 1831 tot im Schlafzimmer aufgefunden wurde, nachdem sie selbst so einige Männer ermordet haben soll. Die Geschichte von Annie Palmer, die auch als Hexe verschrien war und Voodoo praktiziert haben soll, ist zugegebenermaßen nicht nachweisbar, wird aber abends bei der 90-minütigen „Rose Hall Great House Haunted Night Tour“ interaktiv gezeigt.
Wem so etwas zu gruselig ist, dem empfiehlt es sich, dem schnellsten Mann der Welt (der Jamaikaner Usain Bolt rennt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 44,72 km/h) nachzueifern und die Beine in die Hand zu nehmen. Vielleicht ja in Richtung Bloody Bay. Die bietet nämlich einen weiteren traumhaften Strand, hat aber dennoch eine Geschichte aus der Vergangenheit zu bieten. Einer Legende nach wurde die Bucht – in der sich auch der Piratenkapitän Calico Jack herumgetrieben haben soll – nach einer brutalen Schlacht benannt, die hier stattfand, als Jamaika noch eine Piratenhochburg war. Nach einer anderen Version schnitten hier Walfänger ihren Fang ab, weswegen das Wasser der Bucht rot vom Blut der Wale gefärbt gewesen sein soll. Heute ist die Bucht, in der Captain Jack angeblich schließlich auch gefangen genommen wurde, jedoch abseits der Mythen ein ganz reales Paradies für Taucher mit buntem Korallenriff und kristallklarem Wasser.
Legendär kann es aber andernorts weitergehen: Der 1981 verstorbenen Musiklegende Bob Marley nachspüren kann man nämlich in der Hauptstadt Kingston im Bob Marley Museum, das in einem ehemaligen Haus des berühmten Musikers gelegen ist und jedes Jahr aufs Neue Musikbegeisterte aus aller Welt anzieht. Wenn diesen die dortigen Einblicke in Leben und Werk Marleys noch nicht reichen, können sie sich auch zur Grabstätte des Musikers begeben: ins Bob Marley Mausoleum in Nine Miles, welches zugleich auch das Geburtshaus der Reggae-Ikone ist. Vorher sollten die Reisenden aber in Kingston eine Pause einlegen und die als bestes Eis Jamaikas propagierten Süßwaren des „Devon House I-Scream“ probieren. Hier lauert maximal der Schrecken des Hirnfrosts in der Auslage – und das Eis ist teuflisch gut.

Mehr als gut bietet sich übrigens auch noch ein Ausflug an den höllisch schönen Hellshire Beach an, der nur etymologisch Diabolisches bereithält. Und selbst da ist die sprachliche Verunglimpfung nicht gänzlich zu verorten. Günstig gelegen auch für Reisende aus Richtung Kingston, präsentiert sich der Hellshire Beach in der Nähe von Portmore mit hellem Sandstrand und türkisem Meer. Einst wegen seiner Bedeutung als Ort zum Wohle der Gesundheit eigentlich als „Healthshire“ gekannt, hat sich der Name des öffentlichen Strandes im Laufe der Zeit auf unbestimmte Weise zu „Hellshire“ entwickelt. Beide Aussprachen gelten noch als korrekt, wobei sich die „Höllenvariante“ inzwischen stärker durchgesetzt hat. Ob dieser Namensdreher in der Geschichte zu finden ist, lässt sich nicht genau belegen. Belegt ist allerdings, dass Anfang des 19. Jahrhunderts Hunderte Sklaven nach damals noch „Healthshire“ flohen und dort dann einige Jahre als Gemeinschaft sogenannter Free black people in Jamaica lebten, bis sie schließlich von einer Gruppe jamaikanischer Maroons sozusagen unfreiwillig „eingemeindet“, sprich gefangen genommen wurden. Dieser Tage nehmen zum Glück nur noch die Strandlandschaft und die leckeren Fischgerichte am Hellshire Beach gefangen. Und satt und erfrischt, kann es von hier sodann völlig selbstbestimmt zurück auf Wolke sieben des Urlaubshimmels und zu den nächsten Sehenswürdigkeiten Jamaikas gehen.
Autor: Florian Blum
Letzte Aktualisierung: 28. November 2022